Wolfgang Giese for Musik an Sich
Ah, that is always associated with great anticipation when a new release of the Moscow-born pianist and composer Yelena Eckemoff is announced. Since 2014, the musician has accompanied me with her seven records released since then, which have always been able to inspire me. And each time her compositions were recorded with different formations.
This time the strong Nordic orientation took place again, now again with musicians from Finland, as was the case with “Blooming Tall Phlox”, where ultimately the seeds were sown for this new double album. At the time (2017) I noted, “With the young Finnish talents it has been accomplished to stage very atmospheric and onomatopoeic on a high and quite fresh level, all fellow musicians seem to be full of verve and enthusiasm in the matter. All play very tightly and as a remarkable unit, creating an exciting and at the same time relaxing listening experience.”
This is now repeated and has become even more condensed, expanded and a beautiful musical narrative that tells of the Adventures Of The Wildflower. “In The Ground” opens the round of songs, and through the use of another instrument, the theremin, the impression is given that Someone may be singing siren-like here. The former band members have now been joined by guitarist Jarmo Saari and saxophonist Jukka Perko. However, trumpeter Verneri Pohjola is now missing.
The music of this double album describes the story of a life, from birth to death (and rebirth), of an anthropomorphic columbine flower. Earlier Yelena Eckemoff had already dealt with the theme of concept albums, so now it was not a new experience, but rather a consolidation of such a project was carried out with the existing knowledge. Thus, the wildflower named Columbine takes a vivid journey as she grows, observing from her garden the swirl of nature and life, plants and animals, around her. She even learns to communicate with her garden friends, a real phenomenon that inspired Yelena Eckemoff to create this album when she read about it in a magazine.
In this regard, she stated, “I was fascinated to learn that plants communicate with each other through the air by releasing odorous chemicals and through the soil by secreting soluble chemicals. Such communal living fired my imagination. I began to imagine how a single plant would feel as part of such a networked community, and how it would react to its neighbors living next to it. Soon I had a grain of an idea about a wildflower.”
In the booklet for this release, the music is accompanied by an eighteen-part narrative poem (one part for each composition) that tells the story of Columbine, so you can read it while listening. Musically, the whole thing moves in a very quiet and lyrically designed framework, this is and remains music, as could be heard on the label ECM quite intensified in the seventies and the eighties. Guitarist Saari reminds me very much of such then acting colleagues like Mick Goodrich or Pat Metheny in his early days, and when then Panu Savolainen enters with the vibraphone, then the “ECM circle” to Gary Burton closes.
Already with “Blooming Tall Phlox” I also noticed that this very chamber music-like and pictorial music sometimes sounds like the setting of poems. Well, and now here it fits perfectly! All songs radiate an intimate and concert-like atmosphere, they invite you to linger and relax. The mood remains more or less the same throughout, but every single song lives its own life, there are always nuances, rhythm changes, swinging elements thrown in, shares of fusion, which demand to be attentive and the wonderful wide-ranging performance style encourages to surrender to the pleasure. And the basically composed structures surrender to the flow and glide of collective and dense improvisation in the course of each song.
In this process, all the players help in their individual way to make this music work as a collective work. Everything flows into each other as a matter of course and leaves behind a high density of beauty and serenity. In short – again and again one is rewarded after the time of anticipation for a new album with getting what one expects, and if one looks at the last albums of the protagonist, again and again with new aspects regarding the instrumentation, the subject matter and ultimately the music offered!
Original German:
Ach, das ist stets mit großer Vorfreude verbunden, wenn eine neue Veröffentlichung der aus Moskau stammende Pianistin und Komponistin Yelena Eckemoff angekündigt wird. Seit 2014 begleitet mich die Musikerin mit ihren seitdem erschienenen sieben Platten, die mich immer haben begeistern können. Und jedes Mal wurden ihre Kompositionen mit unterschiedlichen Formationen eingespielt.
Dieses Mal erfolgte erneut die stark nordische Ausrichtung, jetzt wieder mit Musikern aus Finnland, wie schon bei “Blooming Tall Phlox”, wo letztlich die Saat gesät wurde für dieses neue Doppel-Album. Damals (2017) bemerkte ich: “Mit den jungen finnischen Talenten ist es vollbracht worden, sehr stimmungsvoll zu inszenieren und lautmalerisch zu gestalten auf hohem und ganz frischem Niveau, alle Mitmusiker scheinen voller Elan und mit Begeisterung bei der Sache zu sein. Alle spielen sehr dicht und als bemerkenswerte Einheit und erzeugen damit ein spannendes und gleichzeitig entspannendes Hörvergnügen.”
Das wiederholt sich nun und hat sich noch mehr verdichtet, erweitert und ist eine schöne musikalische Erzählung geworden, die von den Adventures Of The Wildflower berichtet. “In The Ground” eröffnet den Reigen, und durch den Einsatz eines weiteren Instruments, des Theremins, wird der Eindruck erweckt, Jemand möge hier sirenenhaft singen. Die damaligen Bandmitglieder wurden nun noch ergänzt um den Gitarristen Jarmo Saari und den Saxofonisten Jukka Perko. Es fehlt jedoch nun der Trompeter Verneri Pohjola.
Die Musik dieses Doppelalbums beschreibt die Geschichte eines Lebens, von der Geburt bis zum Tod (und der Wiedergeburt), einer anthropomorphen Akelei-Blüte. Bereits früher hatte sich Yelena Eckemoff mit der Thematik von Konzeptalben beschäftigt, so dass es nun keine neue Erfahrung war, sondern vielmehr mit dem vorhandenen Wissen eine Festigung eines solchen Projekts durchgeführt wurde. So unternimmt die Wildblume mit dem Namen Columbine eine lebhafte Reise während des Wachstums, indem sie von ihrem Garten aus den Wirbel der Natur und des Lebens, der Pflanzen und Tiere, um sich herum beobachtet. Sie lernt sogar, mit ihren Gartenfreunden zu kommunizieren, ein echtes Phänomen, das Yelena Eckemoff zu diesem Album inspirierte, als sie in einer Zeitschrift darüber las.
Hierzu führte sie aus: “Ich war fasziniert zu erfahren, dass Pflanzen über die Luft miteinander kommunizieren, indem sie geruchsintensive Chemikalien freisetzen, und über den Boden, indem sie lösliche Chemikalien absondern. Solch ein Gemeinschaftsleben beflügelte meine Phantasie. Ich begann mir vorzustellen, wie sich eine einzelne Pflanze als Teil einer solchen vernetzten Gemeinschaft fühlen würde und wie sie auf ihre Nachbarn, die neben ihr lebten, reagieren würde. Bald hatte ich ein Körnchen einer Idee über eine Wildblume.”
Im Booklet dieser Veröffentlichung wird die Musik durch ein achtzehnteiliges erzählerisches Gedicht (ein Teil für jede Komposition), das die Geschichte von Columbine erzählt, ergänzt, man kann es so während des Hörens nachlesen. Musikalisch bewegt sich das Ganze in einem sehr ruhigen und lyrisch gestalteten Rahmen, das ist und bleibt Musik, wie man auf dem Label ECM ganz besonders in den Siebzigern und den Achtzigern verstärkt hören konnte. Gitarrist Saari erinnert mich dabei sehr an solche damals agierende Kollegen wie Mick Goodrich oder Pat Metheny in seinen Anfangstagen, und wenn dann Panu Savolainen mit dem Vibrafon einsetzt, dann schließt sich der “ECM-Kreis” zu Gary Burton.
Bereits bei “Blooming Tall Phlox” fiel mir auch, dass diese sehr kammermusikalisch und bildhaft wirkende Musik mitunter wie die Vertonung von Gedichten klingt. Nun, und hier passt das nun perfekt! Alle Songs strahlen eine intime und konzertante Atmosphäre aus, sie laden ein zum Verweilen und Entspannen. Die Stimmung bleibt durchgehend in etwa gleich, doch lebt jeder einzelne Song sein Eigenleben, stets sind es Nuancen, Rhythmuswechsel, eingeworfene swingende Elemente, Anteile von Fusion, die es fordern, aufmerksam zu sein und die wunderbare breitflächige Vortragsweise dazu anhält, sich dem Genuss hinzugeben. Und die grundsätzlich komponierten Strukturen ergeben sich im Laufe jedes Songs dem Fließen und Dahingleiten kollektiver und dichter Improvisation.
Hierbei helfen alle Mitspieler auf ihre individuelle Weise mit, diese Musik als gemeinschaftliches Werk wirken zu lassen. Alles fließt wie selbstverständlich ineinander und hinterlässt eine hohe Dichte von Schönheit und Gelassenheit. Kurzum – immer wieder wird man nach der Zeit der Vorfreude auf ein neues Album damit belohnt, das, was man erwartet, auch geboten zu bekommen, und betrachtet man die letzten Alben der Protagonistin, immer wieder mit neuen Aspekten hinsichtlich der Besetzung, der Thematik und letztlich der gebotenen Musik!